Robert Rotifer, Exil-Wiener in Canterbury, veröffentlicht sein erstes Album neuer Songs seit 6 Jahren, unter Beteiligung von Freund*innen auf beiden Seiten des Kanals, von Amelia Fletcher (Ex-Talulah Gosh, Heavenly, Catenary Wires), Fay Hallam (Makin' Time) und Helen McCookerybook (Ex-The Chefs) bis Ernst Molden.Im Februar 1942, nachdem sie alle Hoffnung auf ein Besserwerden der Welt aufgegeben hatten, nahmen sich Stefan Zweig und seine zweite Frau Lotte im brasilianischen Petrópolis das Leben. Es gibt reichlich Bücher und auch einen Film darüber, vor allem aber ein berührendes Foto der beiden in ihrem Bett, tot aber immer noch Hände haltend. Dieses Bild schoss Robert Rotifer im September 2022 in seinem Heimstudio in den Kopf, während sich unter seinen Fingern ein Song zu formen begann. ,He's Not ill" klang anders als alles, was er bisher geschrieben hatte, ein fast achtminütiges, landschaftlich mäanderndes Stück, basierend auf dem Beat seiner alten Rhythmusmaschine und ebenso windschief wie logisch klingenden Modulationen.Ein paar Tage zuvor war der Filmgott Jean-Luc Godard freiwillig aus dem Leben geschieden. Das von seinen Anwälten der Nachwelt ausgerichtete Abschiedsstatement ,Il n'était pas malade, il était simplement épuisé" (,er war nicht krank, er war einfach erschöpft") hört man nun aus dem Mund der französischen Pop-Kritikerin Cathy Viale als die ersten Worte auf Rotifers neuem Album "Holding Hands in Petropolis"(VÖ: 15.09.23/Gare Du Nord). Dessen letzte Worte spricht dagegen Der Nino aus Wien auf deutsch: ,Er rutschte aus im Regen. Er ruinierte seine besten Hosen. Er war wieder einmal zu schnell gelaufen."Zwischen diesen beiden scheinbar resignativen Statements steckt viel Lebensbejahendes bzw. Rotifers bisher komplettestes Album - ein Songzyklus aus der Perspektive eines alles andere als selbstzufriedenen 53-jährigen, der sich vorwirft, nicht genug getan zu haben, um die in seiner Lebenszeit ausgelösten politischen und ökologischen Katastrophen abzuwenden (,That was the Time").Der allerdin...