Was ist das nur für ein Satz? "We both are free. me and my disability". Das reimt sich wie ein hyperoptimistischer Popsong, hat einen schönen Rhythmus. Wir sind frei, ich und meine Behinderung. Im Deutschen klingt das weniger selbstverständlich, da drückt sofort eine sozialpädagogische Schwere rein, die gar nicht passt zum Kontext, in dem der Satz auftaucht. Der Ort ist das Maximiliansforum, diese auch als städtischer Kunstraum genutzte, im Gegensatz zur Bling-Bling-Oberwelt leicht verranzte Fußgängerpassage unter der Kreuzung Altstadtring/Maximilianstraße. Die wohl eigenwilligsten Rolltreppen Münchens gibt es hier und zwei große Schaufenster-Galerien, die nie Ladenschluss haben. Hinter einer der Glasscheiben lächelt einem die Projektion eines jungen Mannes zu. Er hat einen roten Punkt auf der Stirn - ein heiliges Zeichen. Und er trägt ein Gewand, das aussieht, als wäre es aus Luftpolsterfolie gewebt. Rechts über ihm schwebt der merkwürdige Satz.Die Worte "free" und "disability" zu verheiraten, das ist Johannes Maria Haslinger eingefallen als Titel zu seinem Ausstellungsprojekt im Maximiliansforum, das auch ein Beitrag ist zum aktuellen Festival inklusiver Kunst "Behinderung ist Rebellion" im Kösk auf der Schwanthalerhöhe. Freiheit und Behinderung, sagt Haslinger, das seien Projektionsflächen, die meist als Gegensatz empfunden würden.Antworten hat der Fotograf und Musiker (Die Zitronen Püppies) in Nepal gesucht, einem Land, mit dem seine Familie seit Langem eng verbunden ist. Ein sehr armes Land mit strengem Kastenwesen, in dem es laut Haslinger schon ausreicht, als Frau geboren zu werden, um Einschränkungen von Freiheit zu erfahren.Aus der Region Kathmandu hat er Fotos, Filmclips und Soundspuren mitgebracht. Bild- und Tonmaterial, das er im heimischen Studio, unterstützt von den Musikern Markus Acher und Cico Beck, dann zu Collagen verarbeitet hat. Der nepalesischen Improvisationskunst fügte er so quasi seine eigene hinzu. Das Ergebnis ist erstaunlich in der Art (SZ)